Kurz und knapp – die wichtigsten Veranstaltungsinhalte im Überblick:

  • Gesundheitskompetenz betrifft alle: Sie ist eine zentrale Schlüsselkompetenz für selbstbestimmte Entscheidungen und kein Nischenthema.
  • Vielfältige Perspektiven und interdisziplinäre Relevanz: Ob im Gesundheits- und Sozialwesen, in Bildung, Verwaltung, Politik, Forschung oder im Bereich Bewegung und Sport – viele Sektoren können zur Förderung von Gesundheitskompetenz beitragen.
  • Systemische Verantwortung: Gesundheitskompetenz muss nicht nur individuell, sondern auch strukturell und organisational gefördert werden.
  • Komplexität und Chancen: Die Förderung von Gesundheitskompetenz ist herausfordernd, aber bietet große Potenziale – durch verständliche Kommunikation, partizipative Ansätze und evidenzbasierte Informationen.

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Gesundheitskompetenz ist kein Nischenthema

Gesundheitskompetenz ist kein Nischenthema – sie betrifft uns alle, jeden Tag. In Deutschland hat ein Großteil der Erwachsenen Schwierigkeiten, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und anzuwenden. Eine hohe Gesundheitskompetenz dient als wichtige Schlüsselkompetenz, um selbstbestimmt fundierte Entscheidungen zu treffen, die zur Förderung der eigenen Gesundheit beitragen. Umso wichtiger ist es, diese Schlüsselkompetenz zu stärken – individuell und strukturell.

Das zeigte sich eindrucksvoll bei der Online-Veranstaltung „Gute Entscheidungen für Gesundheit: Gesundheitskompetenz praxisnah stärken“, zu der sich rund 290 Teilnehmende aus unterschiedlichsten Berufsgruppen, wie z. B.  aus dem Gesundheits- und Sozialwesen, dem Bildungsbereich, dem Sport- und Bewegungssektor, aus Forschung, Verwaltung und Politik, versammelten. Die Vielfalt der Teilnehmenden unterstreicht die interdisziplinäre Bedeutung des Themas.

Gesundheitskompetenz ist vielfältig

Zum Einstieg wurde eine Umfrage durchgeführt, die die Vielfältigkeit des Begriffs Gesundheitskompetenz sichtbar machte: Teilnehmende verbanden damit nicht nur das Verstehen von Informationen, sondern auch Kommunikation, Eigenverantwortung und Wissen. Moderatorin Lene Herrigel von der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bayern (KGC) betonte, wie entscheidend es ist, Menschen in einem immer komplexer werdenden Gesundheitssystem zu befähigen, informierte Entscheidungen zu treffen.

Abb. 1: Wortwolke zur Veranstaltung „Gute Entscheidungen für Gesundheit: Gesundheits-kompetenz praxisnah stärken“

Im Anschluss stellte Iris Grimm (KGC Bayern) den kommunalen Partnerprozess „Gesundheit für alle“ vor. Dieser bundesweit etablierte Prozess lebt vom gegenseitigen Austausch, gemeinsamen Lernen und der gegenseitigen Unterstützung. In Bayern sind mittlerweile 21 Kommunen Teil des Netzwerks und engagieren sich aktiv für mehr gesundheitliche Chancengleichheit vor Ort. Die KGC Bayern begleitet die Partnerkommunen mit einer Austauschplattform, themenbezogenen Veranstaltungen sowie maßgeschneiderten Fortbildungsangeboten direkt vor Ort – etwa in Form der Good Practice-Lernwerkstatt. Auch die aktuelle Veranstaltung ist aus einer Befragung der Partnerkommunen hervorgegangen und zeigt, wie praxisnah und bedarfsorientiert der Prozess gestaltet ist. Kommunen, die Interesse haben, sich zu beteiligen, sind herzlich eingeladen, Kontakt aufzunehmen. Denn wie Iris Grimm betonte: „Das Wichtigste ist: Es kostet nichts – man kann nur gewinnen.“

Nähere Informationen zum Partnerprozess „Gesundheit für alle“ finden Sie hier.

Nicht nur das Individuum benötigt Strategien – sondern das System muss verständlicher werden

Den fachlichen Impuls der Veranstaltung lieferte Dr. Susanne Jordan, stellvertretende Leiterin des Fachgebiets Gesundheitsverhalten am Robert Koch-Institut. In ihrem Vortrag beleuchtete sie u. a. zentrale Herausforderungen, mit denen Menschen beim Umgang mit Gesundheitsinformationen konfrontiert sind. Dazu zählen unter anderem die Digitalisierung von Gesundheitsinformationen und damit verbundene zunehmende Informationsflut, die Unsicherheiten hinsichtlich der Qualität und Evidenz von Informationen, die Verbreitung von Falsch- und Desinformationen sowie wachsende soziale Ungleichheiten. Auch die Zunahme chronischer Erkrankungen bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung stellt eine zusätzliche Herausforderung dar.

Darüber hinaus verdeutlichte Dr. Jordan, wie komplex die Messung von Gesundheitskompetenz ist: Es existiert eine Vielzahl an Messinstrumenten und Methoden, deren Ergebnisse oft nicht miteinander vergleichbar sind. Viele Instrumente erfassen auch nicht direkt die Rahmenbedingungen in denen die befragten Personen Informationen suchen oder erhalten.

Ein zentrales Anliegen ihres Vortrags war die Erkenntnis, dass Gesundheitskompetenz nicht nur individuell, sondern auch organisational gefördert werden muss. Verständliche Kommunikation, niedrigschwellige Angebote und partizipative Ansätze – insbesondere auf kommunaler Ebene – sind entscheidend. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist der österreichische Leitfaden „Gemeinden für Gesundheitskompetenz“.

Dr. Jordan zitierte in diesem Zusammenhang Schaefer et al. (2019):
„Nicht der Einzelne braucht Fähigkeiten, um ein komplexes Gesundheitssystem zu durchdringen, sondern das System muss Strategien bereitstellen, um der Komplexität der Menschen gerecht zu werden.“

In der anschließenden Fragerunde wurde unter anderem diskutiert, wie Gesundheitsinformationen interessant und zielgruppengerecht gestaltet werden können. Dr. Jordan betonte, dass Verständlichkeit, Anschaulichkeit und einfache Sprache sowie der direkte Austausch mit den Zielgruppen unerlässlich sind.

Fazit

Die Förderung von Gesundheitskompetenz ist komplex, aber voller Chancen. Sie erfordert strukturelle Veränderungen, evidenzbasierte Informationen und ein Gesundheitssystem, das sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert – nicht umgekehrt.

Präsentation: „Gesundheitskompetenz – Konzept und Herausforderungen“; Dr. Susanne Jordan, RKI.

Austausch der Partnerkommunen

Im Anschluss an die Veranstaltung hatten die Beteiligten des kommunalen Partnerprozesses „Gesundheit für alle“ die Gelegenheit, sich in kleiner Runde mit der Referentin des Tages sowie untereinander vertiefend auszutauschen. Dieser persönliche Austausch bot Raum für Fragen, Impulse und die Vernetzung rund um das Thema Gesundheitskompetenz – ganz im Sinne des Partnerprozesses: voneinander lernen, sich gegenseitig stärken und gemeinsam weiterdenken.

Haben Sie Fragen zur Arbeit der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bayern? Vielleicht möchten auch Sie Aktivitäten oder Projekte zur Förderung der gesundheitlichen Chancengleichheit ins Leben rufen? Wenden Sie sich gerne an das Team der KGC Bayern. Mehr Informationen finden Sie hier.
Nähere Informationen zum kommunalen Partnerprozesses „Gesundheit für alle“ finden Sie hier.