Die „Gesunde Südstadt“ wurde vom Bildungszentrum Nürnberg Anfang Mai 2016 gestartet. Ziel ist es, den Menschen, die in der Südstadt leben, eine bessere Gesundheitskompetenz zu vermitteln und mehr Lebensqualität zu schaffen. Das Gesundheitsförderungsprojekt wurde im kommunalen Rahmen von der AOK Bayern über das Präventionsgesetz gefördert. Räumlich ist das Projekt im südpunkt verortet, ein Bildungszentrum, das mitten in der Südstadt Nürnbergs verankert ist. In der Südstadt lebt ein großer Anteil von sozial benachteiligten Menschen.

Zielgruppe: Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils Südstadt

Projektnehmende: AOK Bayern bis 2020, südpunkt ab 2020

Projektlaufzeit: 1. Mai 2016 – 30. April 2020, danach vom Bildungszentrum der Stadt Nürnberg übernommen

Video: Aus der Praxis für die Praxis – Settingansatz im Projekt „Gesunde Südstadt“

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Weitere Informationen zu den einzelnen Good Practice Kriterien, u.a. „Setting-Ansatz“, finden Sie hier.

Zielgruppe des Projekts – wer und warum?

In der Nürnberger Südstadt leben überdurchschnittlich viele Menschen aus sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Vulnerable Bevölkerungsgruppen und Personen mit Migrationshintergrund sollen mit dem Projekt erreicht werden. Insbesondere Kinder und Familien in sozial schwierigen Lagen, ältere Bürgerinnen und Bürger, Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete werden angesprochen. Mütter in schwierigen sozialen Lagen werden als wichtige Zielgruppe für Gesundheitsförderung benannt.

Umsetzung und Projekterfolg – wie und was?

Die Nürnberger Südstadt bietet viele Ansatzpunkte für die soziallagenbezogene Gesundheitsförderung. Das Projekt ist zum einen mit gesundheitsbezogenen Angeboten im südpunkt aktiv, zum anderen werden bedarfs- und zielgruppengerechte Angebote außerhalb des südpunkts im Stadtbezirk angestoßen und umgesetzt.

Teil des Projekts „Gesunde Südstadt“ waren unter anderem Angebote zur Verbesserung des individuellen Ernährungsverhaltens, zur Steigerung der (Alltags-)Bewegung sowie Kurse zum Erlernen von Entspannungs- und Stressbewältigungsmethoden. Außerdem wurde ein Gesundheitsterminal im südpunkt zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz eingerichtet.

Ein weiterer Punkt war die Belebung vorhandener Grün- und Freiflächen zur Förderung von Bewegungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum.

Die niedrigschwelligen Angebote werden für und gemeinsam mit verschiedenen Zielgruppen entwickelt und gestaltet. Erfahrene Expertinnen und Experten aus den verschiedenen Handlungsfeldern führen die einzelnen Angebote durch.

Vorbereitung sowie Nutzung und Aufbau von Strukturen

Die Rahmenbedingungen des settingorientierten Projekts wurden durch den „Leitfaden Prävention“ des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen vorgegeben. Orientiert hat sich die Arbeitsweise an den „Prinzipien guter Prävention und Gesundheitsförderung“ der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e. V., sowie an den „Kriterien für gute Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung“ des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit.

Eine niedrigschwellige Arbeitsweise, Partizipation, Empowerment und die Verstetigung des Projekts waren dabei zentrale Aspekte. Auf dieser Grundlage konnten mit und für die Südstadt-Bevölkerung bereits zahlreiche bedarfsgerechte Angebote der Gesundheitsförderung entwickelt und etabliert werden.

Bedarfsanalyse

Der Bedarf wurde durch sozioökonomische Daten, die zur Südstadt vorliegen, aber auch durch den aus der Schuleingangsuntersuchung gemessenen Gesundheitszustand, durch Experteninterviews sowie Strukturanalysen ermittelt.

Sowohl Bildungsstand als auch Durchschnittseinkommen liegen in der Nürnberger Südstadt unter dem Durchschnitt. Die Arbeitslosenquote ist deutlich höher als im Rest Nürnbergs. Es gibt einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund.

Basierend auf der sozioökonomischen Bedingtheit der Gesundheit wurde geschlussfolgert, dass der Gesundheitszustand der Bevölkerung in der Nürnberger Südstadt schlechter ist als im Gesamtgebiet, Diese Annahme wird untermauert durch die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen, die auf eine insgesamt ungünstige gesundheitliche Situation der Kinder in der Nürnberger Südstadt hinweisen.

Aus den Experteninterviews ergaben sich folgende Bedarfe:

  • vorhandene Angebote sollten besser bekannt gemacht und wohnortnah durchgeführt werden
  • Parks und Grünflächen fehlen, um Sportarten im Freiluftbereich sowie zur passiven Erholung anbieten zu können
  • Mehr Angebote im Bereich Bewegung und Ernährung speziell für Mütter in schwierigen sozialen Lagen sollten angeboten werden
  • Angebote für Seniorinnen und Senioren, die auf die Verbesserung der körperlichen und geistigen Beweglichkeit abzielen
  • Gesundheitsförderungsangebote für junge, volljährige Flüchtlinge

Maßnahmenplanung und -umsetzung

Ziel des Projektes war es, durch gesundheitsfördernde Aktivitäten und Angebote, die Lebensqualität in den Stadtteilen positiv zu beeinflussen. Die Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit war dabei das zentrale Anliegen.

Desweitern wurden folgende Ziele verfolgt:

  • Förderung des Gesundheitsbewusstseins
  • Stärkung von Gesundheitsressourcen der Bevölkerung
  • Durchführung verhaltensbezogener Angebote in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Entspannung
  • gesundheitsförderliche Gestaltung des Projektgebietes
  • Etablierung eines Kooperationskreises „Gesundheit in der Südstadt

Um diese Ziele zu erreichen, wurden unter anderem die folgenden Maßnahmen umgesetzt:

  • „Bewegte Pause“: unter Begleitung einer Bewegungsexpertin bietet die „Bewegte Pause“ eine abwechslungsreiche Bewegungsmöglichkeit für Kursteilnehmende und Kursleitungen (Sprach-, Integrations- und Alphabetisierungskurse sowie nachzuholende Schulabschlüsse). Das Angebot erfolgt zweimal wöchentlich im südpunkt. Mit einfachen Übungen aus den Bereichen Mobilisation, Kräftigung, Dehnung, Koordination und Entspannung zielt das 5- bis 15-minütige Angebot auf eine schnelle Entspannung und Regeneration im Kursalltag ab.
  • Bewegungstreffs“: Die „Bewegungstreffs“ sind öffentliche Bewegungsangebote, die allen Bewohnerinnen und Bewohnern kostenlos zur Verfügung stehen. Das Angebot findet jährlich in den Sommermonaten an sechs Standorten der Nürnberger Südstadt statt. Mit der Unterstützung von Bewegungsexpertinnen und -experten werden verschiedene Grün- und Freiflächen belebt. Bei der Umsetzung wird besonders darauf geachtet, dass alle Interessierten – unabhängig von Alter und Bewegungserfahrung – teilnehmen können und Freude an der Bewegung im Freien haben.
  • Gesund ernähren“: das Angebot soll die Ernährungskompetenz von Frauen mit Migrationshintergrund im Alltag fördern. Einmal pro Woche finden zwei Kurse für eineinhalb Stunden statt.
  • Gesundes Frühstück“ ist ein Ernährungsangebot für ältere Menschen, Migrantinnen und Migranten und Menschen in schwierigen Lebenslagen in der Nürnberger Südstadt, das in Kooperation mit der AWO stattfindet. Jeden Monat findet ein dreistündiges Frühstück statt.

Evaluation

Die wissenschaftliche Begleitevaluation erfolgte durch die Hochschule Coburg sowie die Evangelische Hochschule Nürnberg.

Die Evaluationsstudie belegt die Wirksamkeit eines verhältnisbasierten Ansatzes zur Gesundheitsförderung in Kommunen. Bei der Auswertung konnte festgestellt werden, dass die Gesundheitsförderungsmaßnahmen durch die Teilnehmenden eine hohe Akzeptanz erfuhren und ein hohes Maß an Partizipation ermöglicht wurde, woraus eine allgemeine Förderung der Gesundheitskompetenz resultierte. Eine subjektiv mittlere bis hohe Zunahme der Gesundheitskompetenz sowie mehr Akzeptanz der Angebote durch die Beteiligung der Teilnehmenden wurde ebenfalls festgestellt.

Nachhaltige Verankerung des Projekts – was kommt danach

Die Finanzierung erfolgte größtenteils über die AOK Bayern im Rahmen des Programms „Gesunde Kommune“. Für das Projekt stand die Infrastruktur des Bildungscampus und weitere personelle Ressourcen im Bereich Verwaltung, Buchhaltung und Programmplanung zur Verfügung.

Nach Auslaufen des Projekts wurden verschiedene Maßnahmen auf die Kooperationspartner im Stadtteil übertragen und in die Nachhaltigkeit überführt. So konnten beispielsweise die Bewegungstreffs im Hasenbuck und im Südstadtpark in Kooperation mit dem Quartiersmanagement und der Stadtteilkoordination weitergeführt werden.

Sie haben Fragen?

Bei Fragen rund um das Projekt wenden Sie sich bitte an die Projektleitung Frau Gabi Pfeifer (Telefon:  0911/23114330). Weitere Informationen finden Sie auch der Website der Stadt Nürnberg.