Bildnachweis: Stadt Regensburg

Die Etablierung und Anwendung innovativer Zugangswege und Methoden der Zusammenarbeit im MiMi-Projekt haben dazu beigetragen, dass MiMi bereits seit 2003 bundesweit erfolgreich Gesundheitsförderung für Migrantinnen und Migranten umsetzt. Dabei stützt sich die Nachhaltigkeit sowohl auf den Kompetenz- und Wissenszuwachs bei der Zielgruppe als auch auf den Strukturaufbau sowie die Netzwerkqualität von lokalen und überregionalen Partnerinnen und Partnern. Durch die hohe Projektqualität konnte die Finanzierung sichergestellt werden.

Zielgruppe: Migrantinnen und Migranten in schwieriger sozialer Lage

Projektnehmende: Ethno-Medizinisches Zentrum e. V.

Projektlaufzeit: 2003 – kein Ende geplant

Video: Aus der Praxis für die Praxis – Nachhaltigkeit im Projekt „MiMi“

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Weitere Informationen zu den einzelnen Good Practice Kriterien, u.a. „Nachhaltigkeit“, finden Sie hier.

Zielgruppe des Projekts – wer und warum?

Für Menschen mit Migrationshintergrund, die noch nicht lange in Deutschland leben, kann es schwierig sein, den Aufbau des deutschen Gesundheitssystems und die vorhandenen Angebote zu verstehen. Vor allem der Bereich der Prävention ist vielen unbekannt.

Hier setzt das MiMi-Gesundheitsprojekt an. Durch das Schulen und Informieren bereits gut integrierter Migrantinnen und Migranten, erfolgt im Anschluss eine kultursensible und muttersprachliche Wissensvermittlung an weniger gut integrierte Migrantinnen und Migranten, sozial benachteiligte Menschen mit Migrationshintergrund oder Geflüchtete. So werden Barrieren überbrückt und Migrantinnen und Migranten in ihren Lebenswelten (Settings) erreicht.

Umsetzung und Projekterfolg – wie und was?

Das MiMi-Gesundheitsprojekt wurde bundesweit bereits an über 75 Standorten umgesetzt. Zu den 15 bayerischen Standorten gehören die Regionen Allgäu-Bodensee, Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Coburg, Hof, Ingolstadt, Landsberg am Lech, Landshut, München, Nürnberg/Fürth, Regensburg, Schweinfurt, Straubing und Würzburg. Hinzu kommen noch fünf Partnerstädte (Dillingen a. d. Donau, Kaufbeuren, Kitzingen, Memmingen, Passau). Seit 2008 wurden in Bayern rund 700 MiMi-Gesundheitsmediatorinnen und Gesundheitsmediatoren ausgebildet. Diese führten seitdem über 3.900 mehrsprachige Informationsveranstaltungen zu Themen rund um Gesundheit und Prävention durch. Durch die Informationsveranstaltungen wurden in Bayern rund 45.000 Teilnehmende direkt erreicht.

Vorbereitung sowie Nutzung und Aufbau von Strukturen

Durch die Anfrage einer Kommune oder einer Institution beim Ethno-Medizinischen Zentrum e. V. kann ein Standort im Rahmen einer Projektförderphase neu aufgebaut werden. Projektpartnerinstitutionen vor Ort stellen Leitungspersonal und Infrastruktur für die Projektumsetzung und je nach Möglichkeiten, auch Eigenmittel zur Verfügung. Das Ethno-Medizinische Zentrum e. V. übernimmt aus Projektmitteln die anfallenden Kosten für die Projektkoordination sowie für Ausbildung und Einsätze der interkulturellen Gesundheitsmediatorinnen und Gesundheitsmediatoren (inkl. Schulungs- und Infomaterial in verschiedenen Sprachen).

Lokale Fachkräfte werden in die Aus- und Weiterbildung neuer Mediatorinnen und Mediatoren einbezogen, wodurch beide Seiten gleichermaßen profitieren: die Mediatorinnen und Mediatoren dadurch, dass sie sich mit den lokalen Fachkräften vernetzen und auch lokale Anlaufstellen für Gesundheitsförderung/ -versorgung sowie Pflege besser kennenlernen, die Fachkräfte dadurch, dass sie lernen, Zugangshürden zu den Migrantinnen und Migranten abzubauen.

Die Projektpartnerinnen und Projektpartner und Standortkoordinatorinnen und Standortkoordinatoren werden vom MiMi-Zentrum für Integration in Bayern beraten und unterstützt. Bei regelmäßigen Netzwerktreffen findet ein landesweiter Austausch und eine Zusammenarbeit statt, damit erfolgreiche Strategien identifiziert und genutzt werden können.

Bedarfsanalyse

Die gesundheitliche Lage von Personen mit Migrationshintergrund unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass sich bei Menschen mit Migrationsgeschichte die Krankheitsmuster, das Gesundheitsverhalten sowie die Inanspruchnahme gesundheitlicher Angebote zum Teil erheblich unterscheiden. Grund dafür können eine ungünstige soziale Lage, Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache und daraus resultierende Kommunikationsprobleme sein. Auch fehlendes Wissen über die Funktionsweise und die Angebote des deutschen Gesundheitssystems können sich negativ auswirken.

Maßnahmenplanung und -umsetzung

Beim MiMi-Gesundheitsprojekt werden verschiedene Gesundheitsthemen behandelt. Die Auswahl der Themen erfolgt anhand mehrerer Kriterien: Relevanz in Bezug auf die Zielgruppe (Bedarfsabfrage in der Community durch die Mediatorinnen und Mediatoren; Einsatz mehrsprachiger Fragebögen in den Informationsveranstaltungen), Anlehnung an aktuelle Schwerpunktthemen der öffentlichen Gesundheitsförderung und regionale, spezifische Bedarfe.

In rund 50-stündigen Vollschulungen werden die Mediatorinnen und Mediatoren unter anderem zu den Angeboten und Leistungen des deutschen Gesundheitssystems, zu Ernährung und Bewegung, Impfschutz, Diabetes und Kindergesundheit ausgebildet. Neben der inhaltlichen Schulung erhalten sie auch eine methodische Ausbildung zur erfolgreichen Planung, Organisation, Durchführung und Evaluation einer interkulturellen Informationsveranstaltung.

Im Anschluss an die Vollschulung führen die Mediatorinnen  und Mediatoren die Informationsveranstaltungen entweder alleine oder im Tandem mit Fachkräften von Gesundheits- und Sozialdiensten durch. Lokale Standortkoordinatorinnen und Standortkoordinatoren organisieren die Arbeit vor Ort und stellen die Unterstützung sowie Vernetzung von MiMi-Mediatorinnen und Mediatoren, Fachkräften und Gesundheitsdiensten sicher. Außerdem organisieren sie regelmäßige Fortbildungen zu weiteren Gesundheitsthemen, in denen sich die Gesundheitsmediatorinnen  und Gesundheitsmediatoren weiterbilden können.

Das Ethno-Medizinische Zentrum e. V. stellt geprüfte Kampagnen- und Unterrichtsmaterialien, wie etwa Wegweiser und Handreichungen, Schulungsordner, Foliensätze, PowerPoint-Präsentationen, Evaluationsinstrumente, Aktualisierungen und Übersetzungen zur Verfügung.

Die Infoveranstaltungen werden in den Lebenswelten der Zielgruppen (interkultureller Setting-Ansatz) durchgeführt. Diese finden zum Beispiel in Gemeinschaftsunterkünften, Kulturvereinen, religiösen Einrichtungen oder Sprachkursen statt.

Evaluation

Alle Projektmaßnahmen werden mit erprobten Evaluationsinstrumenten evaluiert. In Bayern wurde 2019/2020 eine Begleitevaluation vom Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin der Universität Regensburg durchgeführt.

Die Ergebnisse von Datenauswertungen zeigen, dass es zum einen gelungen ist, eine Vielzahl an gebildeten, gut integrierten Mediatorinnen und Mediatoren für die Durchführung von Informationsveranstaltungen zu gewinnen. Das Schulungsprogramm wird von den Mediatorinnen und Mediatoren als positiv bewertet und diese fühlen sich sicher, Veranstaltungen selbstständig durchzuführen.

Daneben ist die Erreichung der anvisierten Zielgruppe der sozial benachteiligten, noch nicht gut integrierten Migrantinnen und Migranten gelungen. Bei der Auswertung der Ansprache der Zielgruppe zeigte sich, dass der mit Abstand am häufigsten benannte Zugangsweg die persönliche Ansprache war, was die Wichtigkeit des Peer-to-Peer Ansatzes für diese Zielgruppe unterstreicht.

Nachhaltige Verankerung des Projekts – was kommt danach

Die nachhaltige Umsetzung des Projekts ist durch mehrere Faktoren gegeben:

  • Erreichung und Kompetenzzuwachs bei der Zielgruppe und den Fachkräften: geschulte Mediatorinnen und Mediatoren erreichen zum einen die Zielgruppe durch eine persönliche Ansprache in ihrem Lebensumfeld und tragen durch die Informationsveranstaltungen dazu bei, Wissen und Gesundheitskompetenz dauerhaft an ihre Community weiterzugeben. Ebenso profitieren geschulte Fachkräfte auf kommunaler Ebene durch den Wissenszuwachs im Hinblick auf den Umgang und die kultursensible Herangehensweise bei Migrantinnen und Migranten.
  • Strukturaufbau und Netzwerkqualität: durch den Aufbau von Strukturen und Netzwerkaktivitäten sowohl auf Bundes-, Landes- als auch auf kommunaler Ebene kann das Projekt sowie die Expertise und das Fachwissen dauerhaft verankert werden. Das Programm ist übertragbar auf verschiedene Kontexte und kann in zahlreichen Bezirken eingesetzt werden.
  • Finanzieller Aspekt: Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert und von der MSD Sharp & Dohme GmbH unterstützt. Die Finanzierungen werden durch die fortgeführten Evaluationen sowie die Qualitätssicherung möglich.

Sie haben Fragen?

Bei Fragen rund um das Projekt wenden Sie sich bitte an das MiMi-Zentrum für Integration in Bayern des Ethno-Medizinischen Zentrums e. V.

E-Mail: bayern@mimi.eu

Telefon: +49 89 / 52 03 59 59

Website MiMi Bayern