Fachtagung trifft auf breites Interesse

Am 26.09.2024 hieß die Katholische Stiftungshochschule München (KSH) in Kooperation mit der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bayern (KGC) und dem Katholischen Männerfürsorgeverein München e.V. (kmfv) 140 Akteurinnen und Akteure aus der Forschung, Lehre und Praxis aus ganz Bayern auf dem Campus der Katholischen Stiftungshochschule in München zum Fachtag „Gesundheitsförderung bei wohnungslosen und obdachlosen Menschen“ willkommen.

Grußworte

Die Veranstaltung wurde mit mehreren Grußworten eröffnet. Prof. Andreas Schwarz, Vizepräsident für Studium und Lehre der katholischen Stiftungshochschule München betonte, wie „wichtig und sinnvoll es ist, dieses Thema in den Blick zu nehmen“. Ludwig Mittermeier, Vorstand des Katholischen Männerfürsorgevereins München e.V. (kmfv), beschrieb zunächst die prekären Bedingungen, unter denen wohnungslose Menschen leben und erinnerte daran, wie wichtig es ist, „für die Zielgruppe einen geschützten Raum, zur Bewusstseinsentwicklung für den eigenen Körper und die Seele, zu schaffen“. Der Moderator des Tages und wissenschaftliche Gesamtleitung des Forschungsprojekts „Neue Wege in der Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung wohnungsloser Menschen“, Prof. Dr. Peter Lenninger, brachte in seinen einführenden Grußworten an, dass „in der Wohnungslosenhilfe bislang überwiegend von Versorgung und wenig von soziallagenbezogener Gesundheitsförderung gesprochen wird“.

Daher zielte die Veranstaltung auf die Sensibilisierung zum Thema Gesundheitsförderung bei wohnungslosen Menschen ab sowie auf die Erarbeitung von Möglichkeiten, wie Gesundheitsförderung für diese Zielgruppe gelingen kann.

Gesundheitliche Ungleichheiten

Eine erste theoretische Einführung zum Thema „Determinanten von Gesundheit und Gesundheitsförderung in schwierigen Lebenslagen“ gab Andrea Wolff, Geschäftsführerin der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e. V. (LZG) sowie der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bayern (KGC). Die Determinanten von Gesundheit umfassen sowohl gesellschaftliche als auch individuelle Faktoren. Die ungleiche Verteilung dieser Determinanten führt dazu, dass Menschen unter sehr unterschiedlichen gesundheitlichen Bedingungen auf die Welt kommen und leben. Diese gesundheitlichen Ungleichheiten addieren sich über den Lebenslauf. Studien zeigen, dass Personen der unteren Bildungsgruppe z. B. ihre Gesundheit schlechter einschätzen, seltener zahnmedizinische Untersuchungen in Anspruch nehmen, häufiger an Koronalen Herzerkrankungen sowie an Fettleibigkeit leiden und seltener Sport treiben. „Personengruppen, die unter schwierigen Bedingungen leben, benötigen besonders viel Unterstützung“. Genau diese Bevölkerungsgruppen rückt die KGC als Beratungs- und Vernetzungsstelle in Bayern in den Vordergrund, die Frau Wolff in diesem Zusammenhang vorstellte. Frau Wolff betonte, dass „Gesundheitsförderangebote für die Zielgruppe so gestaltet werden müssen, damit den Menschen auch die Chance gegeben wird, diese zu nutzen“. Dabei verwies sie auf die 12 Kriterien guter Praxis des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit, mit besonderem Fokus auf die Kriterien Partizipation, Empowerment und Nachhaltigkeit.

Präsentation: „Determinanten von Gesundheit und Gesundheitsförderung in schwierigen Lebenslagen“, Andrea Wolff, KGC Bayern.

Gesundheitliche Lage wohnungsloser Menschen

Nach einer kurzen Pause, in der sich die Teilnehmenden untereinander schon angeregt unterhielten und vernetzten, wurde der gesteckte theoretische Rahmen auf die Zielgruppe der Wohnungslosen übertragen. Dr. Gerd Reifferscheid, Projektleiter des Forschungsprojekts „Neue Wege in der Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung wohnungsloser Menschen“, ging in seinem Fachvortrag auf die gesundheitliche Lage wohnungsloser Menschen ein. Die schwierigen Lebensbedingungen Wohnungsloser, wie z. B. prekäre Wohnverhältnisse, eine prekäre finanzielle Situation, mangelnde soziale Unterstützung und dem daraus entstehenden Lebensstil, geprägt von schlechter Ernährung, geringer Vorsorge sowie einer eingeschränkten Inanspruchnahme medizinischer Leistungen, wirken sich immens auf die Gesundheit aus. Studien zeigen deutlich höhere Erkrankungsraten, sowohl für körperliche als auch psychische Erkrankungen, bei Wohnungslosen im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung. Dr. Gerd Reifferscheid beschrieb „Wohnungslosigkeit als die extremste Form der Ausgrenzung“. Dies stellt eine besondere Herausforderung in der Gesundheitsförderung für und mit Wohnungslosen dar, denn je ausgegrenzter eine Personengruppe ist, umso schwieriger ist es, sie partizipativ einzubinden. Darüber hinaus stellt Prävention im Kontext der Wohnungsnotfallhilfe bislang primär die Sicherung von Wohnraum sowie der Schutz der Wohnungslosen z. B. vor Gewalt und weniger die Sicherung der Gesundheit bzw. die Förderung gesundheitsförderlicher Lebenswelten und gesundem Verhalten dar. Das Forschungsprojekt „Neue Wege“ arbeitet die Schnittstelle zwischen der Wohnungslosenhilfe und den Gesundheitswissenschaften heraus.

Präsentation: „Aspekte zur Prävention und Gesundheitsförderung“, Dr. Gerd Reifferscheid, KSH München.

Hohe Bedarfe, viele Handlungsfelder und geringe Ressourcen

Vera Richter, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Neue Wege in der Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung wohnungsloser Menschen“, stellte in Ihrem Fachvortrag, “Angebote, Handlungsfelder und Bedarfe der Gesundheitsförderung bei wohnungslosen und obdachlosen Menschen” die Ergebnisse der quantitativen Erhebung vor. Zu Beginn Ihres Vortrags hob Frau Richter die Bedeutung des Themas hervor, indem sie die umfangreiche Studienlage zum Thema vorstellte, welche seit 2019 ihren Höhepunkt erreicht hat. Inhaltlich befassen sich die meisten Studien bislang mit Krankheitshäufigkeiten, Sterberaten oder der Versorgung Wohnungsloser im Gesundheitssystem. Auch in Projekten wird überwiegend der Zugang zu medizinischer Versorgung in den Vordergrund gerückt. Im Rahmen des Forschungsprojekt „Neue Wege in der Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung“ wurden 2023 deutschlandweit Mitgliedseinrichtungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAGW) schriftlich zum Gesundheitszustand, zu gesundheitsförderlichen Angeboten sowie zu Bedarfen und möglichen Barrieren in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe befragt. An der Umfrage beteiligten sich überwiegend Einrichtungen aus Großstädten. Die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe schätzten die Gesundheit ihrer Klientinnen und Klienten als „eher schlecht“ ein und sahen einen hohen Bedarf an gesundheitsförderlichen Maßnahmen, insbesondere im Hinblick auf die Stärkung der psychosozialen Gesundheit und zum Umgang mit Suchtmitteln. Viele Einrichtungen gaben an, dass sie Präventionsangebote „selten“ bis „nie“ durchführen. Quartalsweise wurden vereinzelt Angebote zu den Themen gesunde Ernährung, Stressreduktion und Entspannung integriert. Laut Angaben der Einrichtungen benötigt es zur regelmäßigen Durchführung von Gesundheitsfördermaßnahmen v. a. personelle, zeitliche und finanzielle Ressourcen sowie die Mitwirkungsbereitschaft der Klientinnen und Klienten. Weiter betonten die Einrichtungen, dass die Vermittlung in Wohnraum, die Verbesserung der medizinischen und psychotherapeutischen Versorgung auch ohne Krankenversicherung sowie die Arbeit mit Sprachmittlerinnen und Sprachmittlern, sehr wichtig für den Gesundheitszustand der Wohnungslosen seien. Auf Grundlage dieser Ergebnisse gab Frau Richter zum Ende Ihres Vortrags Handlungsempfehlungen. So empfahl sie, „das Setting der Wohnungslosenhilfe als niederschwelligen Zugang zur Zielgruppe zu nutzen und v. a. partizipativ gestaltete Verhaltensinterventionen mehr in den Fokus zu rücken“. Damit Praktikerinnen und Praktiker gesundheitsfördernde Angebote im heterogenen Setting der Wohnungslosenhilfe aufbauen und durchführen können, bedarf es z. B. eines Methodenkoffers, der in unterschiedlichen Settings flexibel angewendet werden könnte.

Präsentation: „Angebote, Handlungsfelder und Bedarfe der Gesundheitsförderung bei wohnungslosen und obdachlosen Menschen – Ergebnisse einer empirischen Erhebung“, Vera Richter, KSH München.

„Housing First?“

Den Präsentationen folgte eine Diskussionsrunde, an der sich das Publikum mit vielen Fragen beteiligte. Hauptschwerpunkte der Diskussion bildeten die Unterschiede in der Wohnungslosenhilfe zwischen Stadt und Land, Frauen und Männern sowie die Frage „Housing First?“. Die Frage, ob es zunächst Wohnraum bedarf, bevor gesundheitsförderliche Maßnahmen ansetzen und greifen können, wurde intensiv diskutiert. Einige Akteurinnen und Akteure waren der Meinung, dass viele Gesundheitsprobleme wegfielen, sobald eine Wohnung gefunden würde. Andere vertraten den Standpunkt, dass es ein Irrglaube sei, dass Wohnraum das einzig Glückschaffende ist. Am Ende konnte sich unter den Akteurinnen und Akteuren auf ein „sowohl als auch“ geeinigt werden. Des Weiteren wurde die Diskussionsrunde zur Vernetzung der Teilnehmenden untereinander genutzt.

Praxis-Einblicke und Inspiration zur Gesundheitsförderung bei Wohnungslosen

Gestärkt nach der Mittagspause, folgte die Vorstellung von vier Praxisprojekten.

Das erste Praxisbespiel lieferte Prof. Dr. Daniel Niebauer der Technischen Hochschule Augsburg. Er stellte „gesund.sein“ – ein niederschwelliges und manualisiertes Gruppenprogramm zur Förderung der seelischen Gesundheit wohnungsloser Menschen vor, welches als sozialarbeiterisches Hilfsangebot in unterschiedlichen Settings der Wohnungslosenhilfe seit 2011 deutschlandweit angewandt wird. Das Programm richtet sich an alle wohnungslosen Menschen, die in der Wohnungslosenhilfe an ein regelmäßiges sozialpädagogisches Hilfsangebot angegliedert sind. Ausschlusskriterien stellen eine akute Krise, Selbst- oder Fremdgefährdung, kognitive Einschränkungen oder fehlende Deutschkenntnisse dar. Das Angebot wird mit einer geschlossenen Gruppe von 5 – 8 Teilnehmenden in einem sechswöchigen Programm mit 6 Einheiten à 90 min durchgeführt. Die Gruppenmaßnahme dient dazu, einen Einstieg in das Thema mentale Gesundheit zu ermöglichen, eigene Schutzfaktoren ausfindig zu machen sowie sich in einer geschützten Gruppe in Alltagsrollenspielen zu erproben. Dadurch können kommunikative und soziale Kompetenzen sowie Selbsthilfepotentiale gestärkt werden. Herr Niebauer stellte fest: „Wissen entlastet“ die Teilnehmenden und „die Menschen machen aus dem Programm ganz einzigartige Dinge“.

Präsentation: „gesund.sein – Ein Gruppenprogramm zur Förderung der seelischen Gesundheit wohnungsloser Menschen“, Prof. Dr. Daniel Niebauer, Technische Hochschule Augsburg.

Gesund.zeit.raum – das Gesundheitsprojekt wurde von Kai Lingenfelder von der Diakonie Düsseldorf vorgestellt. Seit 2016 wird das spendenbasierte Projekt in vier Düsseldorfer Tagesstätten durchgeführt. Das Projekt basiert auf vier Säulen: die Verbesserung der medizinischen Erstversorgung, Präventionsangebote, Angebote zur Stärkung der seelischen Gesundheit (well-being) sowie vorbeugenden Hilfen in der Sozialberatung der evangelischen Tafelausgabe. Die medizinische Versorgung wird durch die Zusammenarbeit mit (Zahn-)Ärztinnen und -Ärzten, die Klientinnen und Klienten auch ohne Krankenversicherung behandeln, sowie durch das Arztmobil oder dem Arztrucksack sichergestellt. Ein gesundes Frühstück, Fußpflege oder spezielle Hilfen für Frauen werden als Präventionsmaßnahmen angeboten. Kreative Freizeitangebote, wie z. B. Kunstprojekte, Museumsbesuche oder Klaviernachmittage ermutigen die Klientinnen und Klienten, selbst aktiv zu werden und steigern deren psychisches Wohlbefinden. In der Sozialberatung erhalten die Wohnungslosen Unterstützung bei Ämtern, im Schuldenfall oder beim Aufsuchen von Ärztinnen und Ärzten. Zwischen 2023 und 2024 fanden rund 5.300 Kontakte mit Wohnungslosen zur Stärkung derer gesundheitlichen Situation statt. Laut Herrn Lingenfelder „verstärkt die Abdeckung medizinischer Grundbedürfnisse und die Einbettung präventiver Angebote in einem geschützten Raum das Bewusstsein für die eigene Gesundheit“.

Präsentation: „gesund.zeit.raum – das Gesundheitsprojekt“, Kai Lingenfelder, Diakonie Düsseldorf.

Das Projekt „Gesundheit für wohnungslose Frauen und Familien“ in Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe (GWFF) wurde von Mag. a. Veronika Götz, Projektleiterin der GWFF vorgestellt. Ziel des Projektes ist die Stabilisierung der körperlichen, seelischen und sozialen Gesundheit für die spezifische Zielgruppe wohnungsloser Frauen und Familien, indem Brücken zum Gesundheitssystem aufgebaut und Strukturen und Maßnahmen angeboten werden. Das Angebot richtet sich an alle Frauen und Kinder in Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe, sodass ein niederschwelliger Zugang im direkten Wohnumfeld der Frauen und Kinder gewährleistet werden kann. In den Einrichtungen werden die (psychologischen) Beratungsangebote sowie Workshops zum Thema Gesundheit gemeinsam mit den Bewohnerinnen und den Teams vor Ort bedarfsorientiert maßgeschneidert. So finden z. B. auch gynäkologische Beratungen, Bewegungs- und Entspannungsgruppen, Tanzstunden und vieles mehr statt. Dem Team gelingt es, Kontakt zu den Frauen und Kindern aufzubauen und tragfähige Beziehungen herzustellen. So können Schwellen, das Gesundheitssystem zu nutzen, abgebaut und Kontakte langfristig aufrechterhalten werden. Den Erfolg des Projekts verdeutlichte Frau Götz u. a. durch ein Zitat einer Klientin: „Durch die Konzentration auf die Bewegung wird mein Kopf ganz frei und die Sorgen verschwinden“. Im Jahr 2023 wurden knapp 5.000 Beratungen mit 719 Personen durchgeführt und ca. 400 Personen über Gruppenangebote erreicht. Auf verhältnispräventiver Ebene können Mitarbeitende der Wiener Wohnungslosenhilfe kostenlose Fortbildungen zu Gesundheitsthemen in Anspruch nehmen. Zudem findet zweimal im Jahr das Treffen der Wiener Plattform für Gesundheit und Wohnungslosigkeit statt mit dem Ziel, psychosoziale und medizinische Institutionen zu vernetzen.

Präsentation: „Gesundheit für wohnungslose Frauen und Familien in Wien“, Mag. a. Veronika Götz, GWFF.

Christian Jäger vom Katholischen Männerfürsorgeverein München e. V. (kmfv) und Leitung der Einrichtung Haus an der Knorrstraße stellte das Haus an der Knorrstraße als Angebot der zieloffenen Suchtarbeit vor. In München Milbertshofen bietet das Wohnheim 51 Plätze (Einzelzimmer mit Duschen und WCs) für alleinstehende volljährige wohnungslose psychisch- und/oder suchterkrankte Männer, in welchem Substanzkonsum geduldet wird. Die Zielgruppe zeichnet sich dabei besonders durch ein hohes Misstrauen dem Hilfesystem gegenüber, einer fehlenden Tagesstruktur sowie eine geringe Belastbarkeit aufgrund gesundheitlicher Probleme aus. Das Wohn- und Betreuungsangebot im Haus an der Knorrstraße soll die Obdachlosigkeit für die genannte Zielgruppe im Rahmen der gesetzlichen Grundlage des SGB IX aufheben oder die drohende Obdachlosigkeit abwenden. Das Angebot erstreckt sich von sozialpädagogischen und psychologischen bis hin zu medizinischen und kunsttherapeutischen Hilfen. Die begleitende sozialpädagogische, gesundheitliche und psychiatrische Betreuung bewirkt eine Stabilisierung der Bewohner. Herr Jäger betonte, dass der Beschäftigungsbereich ein ganz wesentlicher sei, denn „Dinge zu tun, die gesellschaftlich anerkannt sind, führen zu Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit“. So wird z. B. die in der Kunsttherapie hergestellte Keramik im Hofladen verkauft. Sind die Grundbedürfnisse Wohnen, Beschäftigung und Gesundheit abgedeckt, kann ein würdiges und selbstbestimmtes Leben geführt und entwickelt werden. Herr Jäger appellierte am Ende daran, dass „der Zugang zur Inanspruchnahme von Eingliederungshilfen weiterhin niederschwellig bleiben muss“.

Präsentation: „Haus an der Knorrstraße“, Christian Jäger, kmfv.

Erarbeitung von Maßnahmen und Umsetzungsmöglichkeiten in den Workshops

Mit den gewonnenen Eindrücken aus den Praxisprojekten ging es in verschiedenen Workshops zu den Themen psychosoziale Gesundheit, allgemeinen Gesundheit, Gesundheitsförderung bei Frauen und Familien sowie Gesundheitsförderung bei Suchterkrankten in die Kleingruppenarbeit. Die Referierenden der Praxisprojekte wohnten den Workshops als Expertinnen und Experten bei. Es wurden mögliche Maßnahmen besprochen, um den genannten Bedarfen zu begegnen. Weiter wurde über Umsetzungsmöglichkeiten der Maßnahmen diskutiert und gesammelt, welche Aspekte bei der Umsetzung unterstützen könnten. Alle vier Workshop-Teams gestalteten hierzu eine Pinnwand, die im Anschluss im Plenum von den Workshopleiterinnen und -leitern vorgestellt wurde. Alle Kleingruppen waren sich einig, dass vor allem finanzielle und personelle Ressourcen benötigt werden, um Angebote zu implementieren, denn „ohne Geld gibt es keine Hilfe“. Es benötigt eine bessere Vernetzung bereits bestehender Angebote, Akteurinnen und Akteure oder auch Kooperationen mit Studierenden sowie ein vielfältigeres Angebot auch auf dem Land. Zudem muss das Thema weiterhin an die Öffentlichkeit und Politik herangetragen werden. Abschließend wurde von der Workshopleiterin Dr. Barbara Bauer darauf hingewiesen, dass es oftmals die kleinen Dinge sind, die wohnungslosen Menschen helfen können, ihr psychisches Wohlbefinden zu steigern: „Sie benötigen ein offenes Ohr und Zuhören kann nicht nur Fachpersonal, sondern jeder Mensch“.

Ausblick und Abschlussstatements

Die Veranstaltung endete mit Abschlussstatements der vier Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Herr Vittinghof (Bewohnervertreter kmfv) zeigte sich zuversichtlich im Hinblick auf die vielen Ideen, die am Fachtag aufkamen und betonte, wie wichtig es sei, dass „diese nicht im Sande verlaufen“. Frau Wolff (KGC) zog das Fazit, dass das Thema Gesundheitsförderung und Prävention für die Zielgruppe noch ganz am Anfang steht und sich viele Akteurinnen und Akteure bislang noch gar nicht kennen. Ein erster Vernetzungsschritt gelang am Fachtag, doch Frau Wolff appellierte an die Teilnehmenden, sich weiterhin „lokal zu vernetzen und bestehende Arbeitskreise zum Thema Prävention und Gesundheitsförderung zu nutzen“. Zudem kann geprüft werden, ob Projektideen im Rahmen der Landesrahmenvereinigung Prävention Bayern gefördert werden können. Herr Fischer (Bezirk Oberbayern) wies auf den Fachkräftemangel und steigende Kosten hin und dass es am Ende in der Gemengelage von Problemen „die kleinen Dinge sind, die etwas bewirken“. Herr Scheuermann (Koordinator Wohnungslosenhilfe Südbayern) betonte zum Abschluss, dass unser Hilfesystem systematisch Personengruppen ausklammert und wir uns kritisch die Frage stellen müssen, „wieso wir es nicht schaffen, wohnungslose Menschen zu erreichen?“. Die Fachtagung diente als erster wichtiger Schritt, um auf das Thema Gesundheitsförderung bei Wohnungslosen aufmerksam zu machen. Die Thematik muss jedoch weiterhin in den Fokus gerückt werden. Herr Lenninger verabschiedete die Teilnehmenden nach einem langen und informativen Veranstaltungstag mit vielen Anregungen und der Einladung zur Abschlussveranstaltung des Projekts „Neue Wege in der Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung wohnungsloser Menschen“ im Februar 2025.

Haben Sie Fragen zur Arbeit der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bayern? Vielleicht möchten auch Sie Aktivitäten oder Projekte zur Förderung der gesundheitlichen Chancengleichheit ins Leben rufen? Wenden Sie sich gerne an das Team der KGC Bayern. Mehr Informationen finden Sie hier.

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