Gleiche gesundheitliche Chancen für Alleinerziehende und Arbeitslose? Für Menschen mit sehr niedrigem Einkommen, niedrigem sozialen Status und geringer Schuldbildung? Oder für Menschen mit schwierigem Migrationshintergrund? Auf dem Fachforum „Gesundheitliche Chancengleichheit in allen Lebensphasen – Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?“ der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bayern zeigte sich, dass eine Verbesserung gesundheitlicher Chancengleichheit möglich ist!
Gesundheit für alle!
Voraussetzungen sind eine hohe Motivation, gutes Durchhaltevermögen und engagierte Initiatorinnen und Initiatoren. Darin waren sich die Teilnehmenden des Fachforums einig. Während des Austauschs über bereits laufende Projekte wurde deutlich, dass die vielen Akteurinnen und Akteure aus unterschiedlichen Fachgebieten einen positiven Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit leisten möchten.
Aufsuchende Hilfe bei Menschen in schwierigen Lebenslagen
Am Vormittag wurden im großen Plenum zwei laufende Projekte vorgestellt, die Menschen in schwierigen Lebenslagen in ihrer Gesundheit unterstützen. Gabriele Bayer vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe sensibilisierte in ihrem Vortrag zur Familiengesundheitspflege nicht nur für die Brennpunkte in Familien mit psychisch- oder suchterkrankten Familienmitgliedern. Vielmehr bot sie auch handfeste Handlungsmöglichkeiten wie etwa das Konzept der in Familiengesundheitspflege weitergebildeten Gesundheits- und Krankenpfleger/-innen. Diese begleiten Familien in schwierigen Situationen kontinuierlich und übernehmen hierbei eine Mittlerfunktion zu Angeboten des Gesundheitssystems. Sie betonte bei Familien in schwierigen Lebenslagen vor allem die Wichtigkeit einer Betreuung im häuslichen Umfeld. Denn für eine hohe Erreichbarkeit dieser Personengruppen gilt es, stets lokal und aus der Perspektive der Zielgruppe zu denken.
Spontanität und Improvisation gefordert
Im Anschluss gab Adolfine Schade vom Landratsamt Regensburg Einblicke in das Projekt “FIT Regensburg – Frauen Integration durch SporT mit Spaß”. Das Projekt ermöglicht Frauen in schwierigen Lebenslagen mit jeglicher kultureller Herkunft durch Bewegungsangebote wie Fitness, Yoga, Zumba, Selbstverteidigung oder einem Fahrradkurs, die eigene Gesundheit zu fördern. „Manchmal müssen die Verkehrszeichen mit Hand und Fuß erklärt werden“, schmunzelte die Fahrradkurstrainerin „Integration durch Sport“, Kareen Manz. So bleibe sie zum Beispiel mit gehobenen Händen abrupt stehen, um ein „Stoppzeichen“ verständlich zu machen. Sie veranschaulichte die täglichen Herausforderungen, aber auch den Reiz und die Faszination in der Arbeit für mehr gesundheitliche Chancengleichheit.
Viel Engagement und Eigeninitiative in den Workshops
Nach der Mittagspause boten Workshops Raum für Ideen und Anregungen sowie einen regen Austausch der Akteurinnen und Akteure untereinander. Die Teilnehmenden griffen selbst zu Stift und Papier und gaben Einblicke, welche Punkte bei ihnen vor Ort bereits gut funktionieren, wo besonderer Handlungsbedarf besteht und wie neue Maßnahmen entwickelt werden können. Durch den Austausch der Teilnehmenden aus verschiedenen Fachbereichen wurden auch vermeintlich fachfremde Bereiche mit der Brille der gesundheitlichen Chancengleichheit von einem neuen Blickwinkel aus betrachtet.
Im Workshop „Gesundes Aufwachsen“ durften sich die Teilnehmenden über die Leitung und Erfahrungen von Frau Iris Grimm, Referentin bei der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit, freuen. Sie war den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch ihre Vorstellung des Partnerprozesses „Gesundheit für alle“ am Vormittag bereits bekannt. Der bundesweite Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit, welcher mittlerweile 66 Partner zählt, verfolgt das Ziel, die soziallagenbezogene Gesundheitsförderung in der öffentlichen Wahrnehmung wie auch in der praktischen Umsetzung zu fördern und weiterzuentwickeln. Im Workshop „Gesundes Aufwachsen“ kam Iris Grimms umfangreiches Wissen und die jahrelange Erfahrung zu geschickter Vernetzung bestehender Strukturen und Angebote in Bayern zum Ausdruck. Gesundheitsförderung und Prävention seien eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der jede einzelne Fachkraft einen Beitrag leisten muss, hieß es unter den Akteurinnen und Akteuren schließlich einstimmig, als es an die Take-Home-Messages ging. Das Resümee dieses Workshops: Punktuelle Angebote erweitern und Lücken schließen.
Im Workshop „Gesundheitskompetenz in der Arbeitswelt“ von Andrea Wolff, der Leiterin der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit, kristallisierte sich heraus, dass die Wirkungen bestehender Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention in Bezug auf Menschen in schwierigen Lebenslagen leider häufig unklar seien. Analysen zur positiven Wirkung gesundheitsförderlicher und präventiver Maßnahmen bei dieser Zielgruppe seien deshalb dringend notwendig. Außerdem seien die Sensibilisierung und Kommunikation des Themas in der Arbeitswelt unabdingbar. Derzeit sei das Thema gesundheitliche Chancengleichheit nur selten auf der Agenda wichtiger Entscheidungsträger bei Menschen im mittleren Lebensalter vorzufinden.
Kathrin Steinbeißer, Referentin der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit, hatte am Vormittag im Plenum bereits einen umfangreichen Vortrag zur Bedeutung gesundheitlicher Chancengleichheit im Allgemeinen, in Bayern und in der Oberpfalz gehalten. Sie übernahm am Nachmittag den Workshop „Gesundes Altern“. Dieser überaus angeregte Erfahrungsaustausch führte von der Kontaktaufnahme untereinander über die Gründung eines Ideenpools für bestehende Strukturen in der Oberpfalz bis hin zur Bildung zweier Aktionsgruppen im städtischen und ländlichen Raum. Ein voller Erfolg!
Ein freudiger Ausblick für gesundheitliche Chancengleichheit in Bayern
Mit dem Fachforum gab die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit in der Oberpfalz einen gelungenen Startschuss für ihre Veranstaltungsreihe „Gesundheitliche Chancengleichheit in allen Lebensphasen – Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?“. Die Veranstaltung verdeutlichte, dass die Akteurinnen und Akteure aus Worten Taten folgen lassen und schuf Mut und Zuversicht für die Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit in der Oberpfalz und ganz Bayern.
Mehr Infos zum Programm des Fachforums
Vorträge
Gesundheitliche Chancengleichheit und Partnerprozess (PDF)
Kathrin Steinbeißer und Iris Grimm, Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit
Familiengesundheitspflege – Prävention und Gesundheitsförderung im Setting Familie (PDF)
Gabriele Bayer, Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe
FIT Regensburg – Frauen Integration durch SporT mit Spaß (PDF)
Adolfine Schade, Landratsamt Regensburg
Workshops
Gesundes Aufwachsen (PDF)
Iris Grimm, Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit
Gesundheitskompetenz in der Arbeitswelt (PDF)
Andrea Wolff, Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit
Gesundes Altern (PDF)
Kathrin Steinbeißer, Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit