Erstes Online-Fachforum zu gesundheitlicher Chancengleichheit

Die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bayern (KGC) führte mit dem vierten Fachforum die bayernweite Veranstaltungsreihe „Gesundheitliche Chancengleichheit in allen Lebensphasen – Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?“ fort. Zielregion war dieses Mal der Regierungsbezirk Oberfranken. Erstmals fand die Veranstaltung im Online-Format statt. So trafen sich am 1. & 2. Juli 2021 Akteurinnen und Akteure aus Oberfranken für den Austausch zum Thema „Gesundheitliche Chancengleichheit“ im virtuellen Raum. Die über 70 Teilnehmenden kamen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammen. Die Beteiligung von bspw. Vertreterinnen und Vertretern der Landratsämter (z. B. Gesundheitsamt, Gesundheitsregionenplus), aus größeren und kleineren Kommunen (z. B. Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Stadtteilbüros), außerdem von Wohlfahrtsverbänden, Vereinen und Bildungseinrichtungen (z. B. Kitas, Schulen und Hochschulen/Universitäten) zeigte, dass sich Personen aus den verschiedensten Tätigkeitsfeldern diesem Thema annehmen möchten.

Veranstaltungstag 1 am 1. Juli 2021

Eine gerechte Gesundheitsversorgung für ein starkes Miteinander

Die soziale Lebenslage hat maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit und trägt dazu bei, dass die Chancen auf ein gesundes Leben ungleich in der Bevölkerung verteilt sind. Heidrun Piwernetz, die Regierungspräsidentin Oberfrankens, betonte in Ihrem Grußwort: „Um Gesundheitliche Chancengleichheit zu stärken, müssen wir Strategien der Gesundheitsförderung und Prävention partizipativ mit den betroffenen Menschen entwickeln und umsetzen“. Eine zentrale Rolle spielen hierbei die Möglichkeiten zur Teilhabe sowie zur Selbstbestimmung und -gestaltung. Ziel des Fachforums Oberfranken war es daher, für das Thema „Gesundheitliche Chancengleichheit“ zu sensibilisieren und sich zu Ideen, Ansätzen und Aktivitäten zum Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten auszutauschen.

Gesundheit für alle!

Den Einstieg in das Thema machte Kathrin Steinbeißer, Referentin der KGC Bayern, mit der Frage „Was ist gesundheitliche Chancengleichheit?“. Menschen, die sich in schwierigen sozialen Lagen (z. B. Arbeitslosigkeit, geringer Bildungs- oder Berufsstatus, schwierige Wohnlage) befinden, haben schlechtere Zugangschancen zu einem gesunden Leben als Personen, die sozial besser gestellt sind. In Bezug auf Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention betonte Frau Steinbeißer daher: „Wir sollten uns vor allem auf die Personengruppen in schwierigen Lebenslagen konzentrieren“. Hilfestellung bei der Entwicklung und Umsetzung von entsprechenden Projekten bieten u. a. die Kriterien guter Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung. Als Beispiele für solche Qualitätskriterien nannte Fr. Steinbeißer die Beteiligung und Bestärkung der Zielgruppe sowie den Aspekt der Nachhaltigkeit.

Die KGC Bayern bietet Beratung und Unterstützung bei der Entwicklung von Projektkonzepten sowie der Durchführung von Vorhaben zur Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit. Auch Fortbildungen und Schulungen werden auf Anfrage durchgeführt. Zum Abschluss Ihres Vortragsteils lud Fr. Steinbeißer die Teilnehmenden ein: „Melden Sie sich gern bei uns, wenn Sie ein Vorhaben planen oder sich beraten lassen möchten.“

Mehr Informationen zu den Angeboten der KGC Bayern finden Sie hier.

Im zweiten Teil des Vortrags stellte Iris Grimm von der KGC Bayern den kommunalen Partnerprozess „Gesundheit für alle“ vor. Die beteiligten Kommunen werden im Aufbau kommunaler Strategien zur Gesundheitsförderung und Prävention unterstützt und begleitet. Frau Grimm erläuterte begeistert, dass sich bundesweit bereits 74 Partnerinnen und Partner daran beteiligen. Alle verfolgen das Ziel, für das Thema gesundheitliche Chancengleichheit zu sensibilisieren und sich in Ihrer Kommune dafür einzusetzen. Im Fokus des Partnerprozesses steht stets der gegenseitige Austausch und das Voneinander-Lernen der Beteiligten. Die Mitglieder erhalten darüber hinaus fachliche Begleitung und die Möglichkeit, an kostenlosen Qualifizierungsangeboten teilzunehmen.

In Bayern sind bereits 20 Kommunen dem Partnerprozess beigetreten. „Wir freuen uns sehr über weitere Interessierte, die sich gemeinsam mit uns auf den Weg machen wollen.“, sagte Frau Grimm zum Abschluss.
Mehr Informationen zum Partnerprozess „Gesundheit für alle“ finden Sie hier.

Die Präsentation zum Vortrag von Frau Steinbeißer zum Thema „Gesundheitliche Chancengleichheit – Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?“ und von Frau Grimm zum Partnerprozess „Gesundheit für alle“ finden Sie hier.

Mit dem „Ärzte.Bus“ zur Facharztpraxis

Wie kann man im Alter mit körperlichen Einschränkungen, ohne eigenes Auto oder die Möglichkeit eines privaten Fahrservices Termine bei Fachärzten o. Ä. wahrnehmen?
Die Erreichbarkeit von Angeboten der Gesundheitsversorgung sowie der Prävention und Gesundheitsförderung stellt ein typisches Problem in ländlich strukturierten Regionen dar – so auch in dem Flächenlandkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge. Dort wurde im Rahmen einer Befragung der Bevölkerung ein großer Bedarf an Lösungen für Seniorinnen und Senioren deutlich, um Facharzttermine wahrnehmen zu können. Um diesem Bedarf zu begegnen, wurde das Projekt „Ärzte.Bus – Fahrservice zur Facharztpraxis“ von der Gesundheitsregionplus Wunsiedel und der Arbeitsgruppe „Gesundheit im Alter“ ins Leben gerufen.
Lebhaft beschrieben die beiden Geschäftsstellenleiterinnen der Gesundheitsregionplus Wunsiedel, Martina Busch und Nina Ziesel, den Entwicklungsprozess des Projekts. Dieser war von zahlreichen Abstimmungsprozessen mit den vorhandenen Haus- und Facharztpraxen, dem Busunternehmen und der Regierung von Oberfranken geprägt. „Dreh- und Angelpunkt sind die Kontakte zu den Arztpraxen vor Ort“, sagte Nina Ziesel. Mit dem Projekt wurde eine eigene Buslinie eingerichtet, welche die Seniorinnen und Senioren aus den kleineren Ortschaften direkt vor die Facharztpraxen fährt.

Die Präsentation zum Vortrag „Ärzte.Bus – Fahrservice zur Facharztpraxis“ finden Sie hier.

„Es sind kleine Schritte mit großer Wirkung“ – Gesundheitskompetenzwochen im Landkreis Kulmbach

Weitere Anregungen und Ideen aus der Praxis erhielten die Teilnehmenden des Fachforums aus der Gesundheitsregionplus Kulmbach. So berichtete die Geschäftsstellenleiterin, Annekatrin Bütterich, von der Veranstaltungsreihe zum Thema „Gesundheitskompetenz“. Das Ziel der Themenwochen war die Verbesserung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung mit dem Schwerpunkt auf Umbruchsituationen im Leben. Dabei wurden unterschiedliche Zielgruppen (z. B. Familien, ältere Menschen oder Personen mit Migrationshintergrund) und Themenfelder der Gesundheitsförderung und Prävention (z. B. Steigerung der Lebensqualität, Resilienz und gesellschaftliche Teilhabe) in den Blick genommen. „Ganz wichtig ist aus unserer Sicht die Vernetzung mit regionalen Expertinnen und Experten“, merkte Frau Bütterich aufgrund der großen Vielfältigkeit der Themenwochen an. Zusammenfassend haben die „Gesundheitskompetenzwochen große Wirkung gehabt, da sie sowohl Fachleute als auch die Bevölkerung sensibilisiert haben“.

Die Präsentation zum Vortrag „Gesundheitskompetenzwochen 2020 im Landkreis Kulmbach – Rückblick und Ausblick“ finden Sie hier.

Auch Sie möchten aktiv werden und benötigen (finanzielle) Unterstützung?

Zum Abschluss des ersten Veranstaltungstages wurden zwei Programme zur Förderung von Projekten der Gesundheitsförderung und Prävention für und mit Menschen in schwierigen Lebenslagen vorgestellt.

Alexandra Petzinger, Leiterin des Programmbüros des GKV-Bündnisses für Gesundheit, zeigte dabei die Möglichkeiten zur Finanzierung von Projekten über das kommunale Förderprogramm des GKV-Bündnisses für Gesundheit auf. Das Bündnis ist eine gemeinsame Initiative der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) zur Weiterentwicklung und Umsetzung von Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten wie z. B. Kommunen. Ein Ziel des Bündnisses ist es, sozial und gesundheitlich benachteiligte Personen besser zu erreichen.
Über das Förderprogramm können Kommunen finanzielle Unterstützung für Vorhaben der Gesundheitsförderung und Prävention für vulnerable Zielgruppen (z. B. Ältere, Alleinerziehende oder Kinder und Jugendliche aus Familien mit suchtbezogenen oder psychischen Belastungen) beantragen. Dabei betonte Frau Petzinger: „Wichtig ist, dass ein bedarfsbezogenes Konzept entwickelt wird, welches eine Kombination aus Verhaltens- und Verhältnisprävention beinhaltet.“
Das Programmbüro berät Interessierte zur Entwicklung einer Projektskizze und zur Antragstellung. Weitere Hinweise zum kommunalen Förderprogramm des GKV-Bündnisses für Gesundheit finden Sie hier.

Eine weitere Fördermöglichkeit für Projekte zur Stärkung gesundheitlicher Chancengleichheit besteht über die Landesrahmenvereinbarung Prävention (LRV) Bayern. Dabei handelt es sich um eine trägerübergreifende Fördermöglichkeit durch den Freistaat Bayern (Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege) sowie die Träger der Gesetzlichen Krankenversicherungen, der Deutschen Rentenversicherung und der Gesetzlichen Unfallversicherung in Bayern. „Im Unterschied zum kommunalen Förderprogramm des GKV-Bündnisses für Gesundheit können über die LRV neben kommunalen Projekten auch Aktivitäten in anderen Lebenswelten wie z. B. Schulen, Kitas oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen gefördert werden.“
Die Geschäftsstelle LRV unterstützt interessierte Akteurinnen und Akteure bei der Projektkonzeption und Antragstellung. Mehr Informationen zur Förderung über die LRV Bayern finden Sie hier.

Die Präsentation zum Vortrag zu „Fördermöglichkeiten für Projekte der Gesundheitsförderung und Prävention mit Menschen in schwierigen Lebenslagen“ finden Sie hier.

Veranstaltungstag 2 am 2. Juli 2021

„Der Ideenaustausch lohnt sich immer!“

Am zweiten Veranstaltungstag wurden drei Workshops zu den Themen „Gesundes Aufwachsen“, „Gesund im mittleren Lebensabschnitt“ und „Gesund im Alter“ angeboten. In Arbeitsgruppen konnten sich die Teilnehmenden virtuell über verschiedene Fragestellungen zum Thema gesundheitliche Chancengleichheit austauschen. Es wurden bereits bestehende Maßnahmen im Regierungsbezirk Oberfranken zusammengetragen, Bedarfe in Bezug auf gesundheitliche Ungleichheiten diskutiert und erste Ideen zur Förderung der gesundheitlichen Chancengleichheit entwickelt.

Die Ergebnisse der drei Workshops finden Sie hier:

Workshop „Gesundes Aufwachsen“
Workshop „Gesund im mittleren Lebensabschnitt“
Workshop „Gesundes Altern“ 

„Die Krise sollte als Chance gesehen werden, um sich weiterhin oder gerade jetzt für Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen in schwierigen Lebenslagen einzusetzen“

Mit diesen Worten appellierte Andrea Wolff, die Leiterin der KGC Bayern, an die Teilnehmenden des Online-Fachforums in Oberfranken. Die Pandemie habe uns gezeigt, wie wichtig das Thema der gesundheitlichen Chancengleichheit sei. Außerdem hätten die Bedeutung von Prävention und Gesundheitsförderung nun auch in der Öffentlichkeit Gehör gefunden.

Mit dem Online-Fachforum Oberfranken wurde deutlich, dass die Stärkung gesundheitlicher Chancengleichheit eine große Bedeutung für die Akteurinnen und Akteure vor Ort hat. Die Veranstaltung diente als Impuls für Vernetzung und weitere Aktivitäten.
Weitere Veranstaltungen werden bereits geplant.