Was bedeutet gesundheitliche Chancengleichheit? Wie kann man diese fördern und wie können konkrete Projekte dazu aussehen? Diese und weitere Fragen standen im Vordergrund des sechsten Fachforums der Veranstaltungsreihe „Gesundheitliche Chancengleichheit in allen Lebensphasen – Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?“ der Koordinierungsstelle für Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) in Bayern. Zielregion der Online-Veranstaltung war dieses Mal der Regierungsbezirk Unterfranken, wobei erstmals auch Teilnehmende aus angrenzenden Regionen in Hessen eingeladen waren. Damit sollte der Austausch und die Vernetzung von Kommunen und Tätigkeitsfeldern grenzübergreifend gefördert werden.

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Regierung von Unterfranken sowie der KGC Hessen statt.

Gesundheit als entscheidender Bestandteil der Lebensqualität

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch ein Grußwort des Bereichsleiters für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz der Regierung von Unterfranken, Bertram Eidel. Neben der Bedeutung der GesundheitsregionenPlus betonte Herr Eidel, wie wichtig die Gesundheit für die Lebensqualität ist und machte darauf aufmerksam, dass die Lebenssituation einen besonderen Einfluss auf Gesundheit hat: „Um gesundheitlichen Ungleichheiten frühzeitig vorzubeugen, müssen lokale Strategien entwickelt und umgesetzt werden.“ Um solche Strategien zu fördern, bot das Fachforum die ideale Plattform für Informationsaustausch und Vernetzungsarbeit.

„Unser gemeinsames Ziel: Gesundheit für alle“

Zur Einführung in das Themenfeld der gesundheitlichen Chancengleichheit startete Andrea Wolff, die Geschäftsführerin der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern (LZG) und gleichzeitige Leiterin der KGC Bayern, mit der inspirierenden Geschichte von Alfred Hock. Der Unterfranke hält den Rekord des weltweit ältesten Looping-Passagiers in einem Segelflugzeug. Mit mittlerweile 101 Jahren erfreut er sich immer noch guter Gesundheit – ein Ziel das vermutlich jeder gerne erreichen würde.
Um die Gesundheit zu erhalten, spielen Prävention und Gesundheitsförderung eine wichtige Rolle, wobei nicht nur individuelle Verhaltensweisen in den Blick genommen werden sollten. „Verhältnisse in der Lebenswelt haben sehr starken Einfluss darauf, inwiefern Personen überhaupt die Chance haben, einen gesunden Lebensstil zu führen“, betonte Frau Wolff. In ihrem Vortrag zeigte sie auf, dass der Bildungsstand sowie Arbeits- und Lebensbedingungen einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit von Menschen haben und zu gesundheitlichen Ungleichheiten führen können. Daher sei es bei Vorhaben der Gesundheitsförderung und Prävention wichtig, „dass man die Personen in den Fokus nimmt, die es auch wirklich brauchen“. Hierbei kann die KGC Bayern beratend und begleitend unterstützen. Mehr Informationen zu den Angeboten der KGC Bayern finden Sie hier.

Anschließend stellte Iris Grimm, Referentin der KGC Bayern, den Partnerprozess „Gesundheit für alle“ vor. Diesem können sich Kommunen anschließen, welche die gesundheitliche Chancengleichheit vor Ort fördern möchten. Das Ziel des bundesweiten Partnerprozesses ist es, ein „möglichst langes und gesundes Leben für Menschen in der Kommune, unabhängig von ihrer sozialen Lage zu ermöglichen“, erklärte Frau Grimm. Die kostenfreie Mitgliedschaft unterstützt Kommunen dabei, verschiedene Schwerpunktthemen in ihrer Region zu verwirklichen (z. B. Vernetzungs- oder Fortbildungsveranstaltungen). Mehr Informationen zum Partnerprozess „Gesundheit für alle“ finden Sie hier.

Die Präsentation zum Vortrag zum Thema „Gesundheitliche Chancengleichheit – Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?“ sowie zum Partnerprozess „Gesundheit für alle“ finden Sie hier.

Finanzielle Unterstützung für Projekte der gesundheitlichen Chancengleichheit

Wie lassen sich Vorhaben und Aktivitäten zur Gesundheitsförderung für Menschen in schwierigen Lebenslagen finanzieren? Antworten auf diese Frage gaben Alexandra Petzinger, Leiterin des Programmbüros des GKV-Bündnisses für Gesundheit, und Carolin Bosch, Referentin der Geschäftsstelle Landesrahmenvereinbarung Prävention Bayern (LRV), indem sie zwei passende Förderprogramme vorstellten.

Frau Petzinger startete mit der Vorstellung des kommunalen Förderprogramms des GKV-Bündnisses für Gesundheit. Dieses bietet Unterstützung für Kommunen bei Vorhaben zur Gesundheitsförderung und Prävention. Hierbei sollen besonders vulnerable Zielgruppen, also Personen mit schlechteren Gesundheitschancen, in den Blick genommen werden. Um nach der Anschubfinanzierung auch dauerhaft von dem Projekt zu profitieren, betonte Frau Petzinger, wie wichtig es sei, das Thema Nachhaltigkeit von Anfang an mitzudenken. Informationen zu den Förderkriterien sowie Hinweise zur Antragstellung des kommunalen Förderprogramms des GKV-Bündnisses für Gesundheit finden Sie hier.

Die Präsentation zum Vortrag „Kommunales Förderprogramm: Zielgruppenspezifische Interventionen“ finden Sie hier.

Eine zweite Fördermöglichkeit stellt die LRV Bayern dar. Über diese Förderung können Projekte der Gesundheitsförderung und Primärprävention in verschiedenen Lebenswelten (z. B. Kommunen, Kitas, Schulen), gefördert werden. Die Referentin, Frau Bosch, stellte in ihrem Vortrag heraus, dass auch hierbei der Fokus auf Menschen in schwierigen Lebenslagen liegt und betonte zudem, dass die Verknüpfung von Verhaltens- und Verhältnisprävention von großer Bedeutung ist. Unterstützung im gesamten Antragsprozess (Projektkonzeption sowie Antragstellung) erhält man direkt bei der Geschäftsstelle LRV. Die Kontaktdaten und weitere Informationen zur Förderung gemäß LRV Bayern finden Sie hier.

Die Präsentation zum Vortrag zu „Fördermöglichkeiten gemäß Landesrahmenvereinbarung Prävention Bayern (LRV)“ finden Sie hier.

Gesundheitsförderung spielerisch bei Kaffee und gemeinsamem Frühstück

Junge Familien mit und ohne Migrationshintergrund über Gesundheitsthemen zu informieren – dieses Ziel hat sich die internationale Mutter-Kind-Gruppe in Kitzingen gestellt. Das niedrigschwellige Projekt, welches Gesundheitsförderung und Integration miteinander verknüpft, wurde von Petra Dlugosch vom Caritas-Mehrgenerationenhaus Kitzingen und Christine Erhard vom Gesundheitsamt Kitzingen vorgestellt. Die Mutter-Kind-Gruppe bietet Informationen zu Gesundheitsthemen und Anregungen für Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie für frühkindliche Förderung – all das während eines warmen Kaffees. „Es hat sich als wichtig herausgestellt, dass die Frauen gemeinsam frühstücken, da das eine entspannte Atmosphäre schafft“, erklärten die Referentinnen. Dies ermöglichte bereits Gesundheitsbildung zu Themen wie Medienerziehung, Suchterkrankungen, Ernährung und Familienplanung. Auch die Entstehung des Projekts sowie die Umsetzung während der Corona-Pandemie wurden im Vortrag erläutert. Als besonders wichtigen Aspekt empfanden die Referentinnen die persönliche Ansprache. Obwohl sie Flyer in acht verschiedenen Sprachen erstellten, war „letztendlich das persönliche Begleiten der Frauen zur Gruppe viel wichtiger“, fasste Frau Erhard zusammen.

Die Präsentation zum Praxis-Beispiel „Internationale Mutter-Kind-Gruppe Kitzingen – Niedrigschwellige Gesundheitsförderung und Integration“ finden Sie hier.

„Nachhaltige Strukturen zur Bewegungsförderung erstellen und etablieren“ – das Projekt KOMBINE im Landkreis Bad Kissingen

Zum Abschluss des ersten Veranstaltungstags präsentierte Martina Rauh, Projektkoordinatorin, die Umsetzung des Bewegungsförderungsprojekts KOMBINE (KOMmunale Bewegungsförderung zur Implementierung der Nationalen Empfehlungen).
Das Projekt konnte in drei Modellgemeinden im Landkreis Bad Kissingen umgesetzt werden. Jede Kommune nimmt dabei eine andere Zielgruppe in den Blick (z. B. Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien oder sozial isoliert lebende Seniorinnen und Senioren). Nach dem Prinzip der kooperativen Planung wurden hierbei die Zielgruppen auf Augenhöhe miteinbezogen, um passende Maßnahmen zu planen und durchzuführen. Dabei entstand zum Beispiel in der Gemeinde Wildflecken ein Pumptrack, auf dem von regionalen Partnerinnen und Partnern kostenlose Angebote für Kinder und Jugendliche durchgeführt werden. In der Gemeinde Rannungen wurde ein „Bänklesweg“ entwickelt. Dieser ermöglicht Spaziergänge für alle Seniorinnen und Senioren, indem in regelmäßigen Abständen Bänke aufgestellt wurden, auf denen ausgeruht und verweilt werden kann. Bei der Vorstellung des Projekts stellte Frau Rauh die besondere Bedeutung von Vernetzung in der Gesundheitsförderung heraus: „Ganz wichtig finden wir im Landkreis den Austausch mit anderen Kommunen im Projekt.“

Die Präsentation zum Vortrag „KOMBINE – Bewegungsförderung mit Fokus auf vulnerable Zielgruppen im Landkreis Bad Kissingen“ finden Sie hier.

Gemeinsamer Austausch – Die Workshops am zweiten Veranstaltungstag

Vernetzung wurde auch am zweiten Veranstaltungstag großgeschrieben. In drei Workshops zu den Themen „Gesundes Aufwachsen“, „Gesund im mittleren Lebensabschnitt“ und „Gesundes Altern“ konnten sich die Teilnehmenden über bestehende Maßnahmen, Herausforderungen und Handlungsbedarfe austauschen. Dabei entstanden zahlreiche Ideen, wie die Gesundheit von Menschen in schwierigen Lebenslagen gefördert werden kann. Zudem ermöglichten die Workshops ein Kennenlernen anderer Akteurinnen und Akteure in der Region, was künftige Kooperationen und Austauschmöglichkeiten erleichtert.

Die Ergebnisse der Workshops wurden zusammengefasst und sind hier zu finden:

Ergebnisse „Gesundes Aufwachsen“

Ergebnisse „Gesund im mittleren Lebensabschnitt“

Ergebnisse „Gesund im Alter“